Die DDR, das war sie

„Das soll nun alles gewesen sein. Da muss doch noch irgendwas kommen – nein? Da muss doch noch Leben ins Leben – eben“, sang Wolf Biermann 1976 in Köln. Und wenn man dann mal eben um den Block ging, sah alles wieder Grau aus. Es spiegelte sich in den Wolken, in den Fassaden und in den Menschen wider. „Ich will noch ein bisschen was Blaues sehen. Und will noch ein paar eckige Runden drehen. Und dann erst den Löffel abgeben - eben“, so Biermann in seinem Schluss-
refrain.

Und plötzlich war das Land spurlos verschwunden. Wären nicht Fotos und Augenzeugenberichte, so würde kaum noch etwas daraufhin deuten, dass dieses Land jemals existierte. Und doch prägte es die Menschen, die es verließen und die, die dablieben. Das schärfte den Blick. Wer in Ermangelung eines Farbfilmes in Prenzlauer Berg oder anderwo schwarz-weiß fotografierte, nahm nicht nur das Grau des Alltags wahr, sondern auch die Stimmungen und die Gedanken der Menschen. Und damit wurde der Fotograf zum Chronisten einer Welt, die schon lange in Auflösung begriffen war.

In der DDR war es üblich, zur Beruhigung der Bevölkerung, Volksfeste und politische Massenveranstaltungen zu inszenieren, die vom Publikum dankbar angenommen als willkommene Abwechslung im gleichförmigen, grauen Alltag. Hier konnte man ausbrechen, sich noch geben, wie man wollte, abseits der staatstragenden Jubelstrategen. Im Gegensatz dazu stehen die offiziellen Aufmärsche wie der 1. Mai oder der Tag der Republik. Hier war es Pflicht, mit wehenden Fahnen der Staatsmacht zu huldigen. Mancher trägt sein Bündel mit Fassung. Andere zeigen sich euphorisch, wenn sie die Tribüne passieren, ängstlichen Blickes auf die Nachbarn; es könnte ja ein Denunziant dabei sein. Die Bilder zeigen eine untergegangene Zeit eines schon nicht mehr existierenden Landes.