Wir waren disponibel - Lebenswege von Menschen, die in der Mitte ihres Berufslebens den Mauerfall erlebten

Das Buch zeichnet die unterschiedlichen Lebenswege von Menschen nach, die sich zufälligerweise trafen und den gleichen Beruf wählten. Jetzt, 50 Jahre später, ziehen sie Bilanz über ihr Leben. Einzigartig ist, dass sie alle in der Mitte ihres Arbeitslebens mit der politischen Wende konfrontiert wurden und plötzlich noch einmal neu durchstarten mussten.

Freundschaften zerbrachen, weil Geheimnisse plötzlich öffentlich wurden. Alles ist anders, selbst der Klingelton des Telefons. Wer sich jetzt nicht an die Marktwirtschaft anpasst, kommt unter die Räder. Die „Kolonialisierung des Ostens durch den Westen“ (Richard David Precht) zeigte ihre Wirkung. Während manche Physiker keinen Tag arbeitslos waren und ihre Arbeit fortsetzen konnten, hangelten sich andere von einer Weiterbildungsmaßnahme zur anderen, nur um am Ende wieder in der Statistik des Arbeitsamtes aufzutauchen. Wie viele Tränen in dieser Zeit flossen, weiß niemand. Erst als sich der Staub des Umbruchs gelegt hatte, sahen die Menschen wieder Licht am Ende des Tunnels.


Auch dies wird in den Gesprächen sichtbar, mit wie viel Mut, Durchhaltewillen und Frustrationstoleranz sich jeder Einzelne unter den neuen Randbedingungen eine neue Existenz aufbaute. Diese Eigenschaften wurden im Studium gelegt, denn damals wollten die DDR-Industrie schon disponible Physiker. Es sind nicht die Heldengeschichten, wie sie immer zu Jubiläen zu hören bekommen werden, sondern die etwas leiseren Töne. Diesmal aus der Perspektive von unten, authentisch und ungefiltert.


Inzwischen haben die damaligen Studenten das Rentenalter erreicht. Viele widmen sich ihren Enkeln oder ihrer Familie und genießen den wohlverdienten Ruhestand, andere arbeiten immer noch, weil sie das wollen und weil sie das können. Deshalb zeigt dieses Buch das breite Spektrum der Möglichkeiten einer „Schicksalsgemeinschaft“, die sich zufällig am 1. September 1969 in Jena traf. Nichts war vorhersehbar und doch ergeben sich aus der Rückschau oft überraschende, außergewöhnliche und charakteristische Aspekte.

 

Wer mehr über dieses Buch erfahren möchte, kann uns zum Tag des Offenen Atelies am 17.11.2024 zwischen 10:00 und 18:00 Uhr im Atelierhaus in der Gostritzer Straße 10 in Dresden besuchen. Dort lese ich um 11:00 Uhr und um 15:00 Uhr aus diesem noch unveröffentlichten Buch.